Dynamischer Stromtarif (Wie E-Auto-Besitzer von flexiblen Strompreisen profitieren können)

Dynamische Stromtarife passen Preise an Börsenstromkosten an und bieten E-Auto-Besitzern Chancen, Kosten zu sparen und nachhaltiger zu laden. Erfahre, ob sie für dich geeignet sind.
28
.
11
.
2024
9
min Lesezeit
Modernes Hauskonzept mit dynamischem Stromtarif

Wusstest du, dass dynamische Stromtarife eine interessante Möglichkeit bieten, die Ladezeiten deines Elektroautos flexibel an den Börsenstrompreis anzupassen? Diese Tarife ermöglichen es, dein E-Auto genau dann zu laden, wenn der Strom günstiger ist, wodurch sich Potenziale für Einsparungen und eine nachhaltigere Nutzung der Energie ergeben. Gleichzeitig leisten sie einen Beitrag zur Energiewende, indem sie den Stromverbrauch besser mit der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien abstimmen.

In diesem Blog beleuchten wir, wie dynamische Stromtarife funktionieren, welche Chancen sie speziell für Elektroautobesitzer bieten und welche Aspekte es zu beachten gilt. Darüber hinaus vergleichen wir dynamische Tarife mit klassischen Autostromtarifen und sprechen auch über mögliche Herausforderungen. Erfahre mehr darüber, wie du informierte Entscheidungen treffen und den Nutzen dieser Tarifmodelle einschätzen kannst.

Was sind dynamische Stromtarife?

Traditionelle Stromtarife basieren auf festen Preisen, die unabhängig von Nachfrage und Angebot über einen längeren Zeitraum konstant bleiben. Dynamische Stromtarife hingegen sind flexibel: Der Preis pro Kilowattstunde schwankt stündlich oder viertelstündlich in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage an den Strommärkten, insbesondere am sogenannten Day-Ahead und Intraday Markt der Strombörse. Diese Märkte steuern den Stromhandel für den nächsten Tag beziehungsweise innerhalb desselben Tages. Verbraucher zahlen dabei einen festen Grundpreis sowie einen variablen Arbeitspreis, der direkt an die Börsenpreise gekoppelt ist.

Dynamische Tarife bieten Preisanreize, die Verbraucher motivieren, ihren Stromverbrauch flexibel an Zeiten günstiger Preise anzupassen, etwa bei hoher Einspeisung von Wind- oder Solarenergie.

Komponenten eines dynamischen Tarifs

Ein dynamischer Stromtarif besteht aus:

  • Grundpreis: Fixer Bestandteil, der unabhängig vom Verbrauch erhoben wird.
  • Variabler Arbeitspreis: Dieser passt sich in kurzen Intervallen (stündlich oder viertelstündlich) an die Preise auf der Strombörse an.
  • Zusätzliche Kosten: Netzentgelte, Steuern und Smart-Meter-Gebühren bleiben bestehen und werden zum variablen Strompreis addiert.
EV-Ladegerät in der Garage eines Hauses

Warum sind diese Tarife besonders relevant für E-Auto-Besitzer?

Elektroautos sind durch ihren hohen Stromverbrauch besonders gut geeignet, um von dynamischen Tarifen zu profitieren. Neben Kosteneinsparungen bieten diese Tarife die Möglichkeit, das Laden gezielt auf Zeiträume mit einer hohen Verfügbarkeit von Ökostrom zu verschieben, was die Umweltbelastung reduziert.

Einige weitere spezifische Vorteile für E-Auto-Besitzer:

  • Nutzung erneuerbarer Energien: Dynamische Tarife fördern das Laden in Zeiten hoher Verfügbarkeit von Ökostrom, was die Umweltbelastung reduziert.
  • Langfristige Einsparungen: Durch die Flexibilität der Ladezeiten können E-Auto-Besitzer ihre Stromkosten spürbar reduzieren und gleichzeitig von einer nachhaltigeren Stromnutzung profitieren.

Vorteile von dynamischen Stromtarifen für E-Autos

Kostenersparnis und Nachhaltigkeit durch flexible Ladezeiten

Dynamische Stromtarife eröffnen E-Auto-Besitzern die Möglichkeit, ihre Stromkosten durch flexible Ladezeiten zu senken. Intelligente Technologien wie steuerbare Wallboxen unterstützen dabei, die Ladung automatisch an Niedrigpreisphasen anzupassen.

  • Flexibilität bei der Ladeplanung: Der Stromverbrauch kann gezielt auf Zeiträume mit niedrigen Preisen verlagert werden, wie beispielsweise nachts oder bei hoher Einspeisung erneuerbarer Energien.
  • Kostenersparnis: Durch die Nutzung günstiger Zeitfenster können Ladekosten um bis zu 30 % gesenkt werden.
  • Nachhaltigkeit: Flexible Ladezeiten tragen zur Maximierung der Nutzung von Ökostrom bei und reduzieren somit den CO2-Ausstoß.
Beleuchtetes Haus bei Dämmerung

Transparenz

Dynamische Tarife schaffen eine neue Ebene der Transparenz, die es Verbrauchern ermöglicht, ihre Energiekosten und -nutzung effizient zu managen:

  • Smart Meter und Apps bieten Echtzeit-Daten zu Strompreisen und Verbrauchsmustern, sodass Nutzer informierte Entscheidungen treffen können.
  • Ein Erfahrungsbericht eines Elektroautobesitzers aus Bremen verdeutlicht den Nutzen: Im Dezember 2023 lud er sein Fahrzeug gezielt zu Zeiten niedriger Börsenstrompreise. Für 379 Kilowattstunden zahlte er 93 € – das entspricht einem Durchschnittspreis von 24,5 Cent pro Kilowattstunde. Im Vergleich zu einem Festpreistarif von 36 Cent pro Kilowattstunde sparte er so über 40 €.

Diese Transparenz ermöglicht es, die Kontrolle über den Energieverbrauch zu übernehmen und die Vorteile dynamischer Tarife nachvollziehbar zu machen.

Negative Strompreise entstehen, wenn das Energieangebot die Nachfrage übersteigt – eine attraktive Möglichkeit für Verbraucher, die an wind- oder sonnenreichen Tagen sogar Geld verdienen können, während sie ihr Elektroauto laden.

Voraussetzungen für die Nutzung dynamischer Stromtarife

Um von dynamischen Stromtarifen profitieren zu können, müssen bestimmte technische und regulatorische Rahmenbedingungen erfüllt sein.

Technische Anforderungen

  • Smart Meter (intelligente Stromzähler): Diese ermöglichen die stundengenaue Erfassung und Abrechnung des Stromverbrauchs. Sie bilden die Grundlage für dynamische Tarife, da sie Daten in Echtzeit übertragen und so eine flexible Preisnutzung ermöglichen.
  • Steuerbare Wallboxen: Diese Wallboxen können automatisch auf günstige Preisphasen reagieren und den Ladevorgang entsprechend steuern. Das macht sie ideal für Elektroauto-Besitzer.
  • Home Energy Management Systems (HEMS): Diese Systeme vernetzen Energieverbrauch und -erzeugung im gesamten Haushalt, optimieren die Nutzung von erneuerbaren Energien und helfen, Kosten zu senken.

Mit diesen Technologien lässt sich der Stromverbrauch effizienter gestalten und dynamische Tarife optimal nutzen.

Ein Home Energy Management System (HEMS) überwacht und steuert die Energieerzeugung, -speicherung und -nutzung im Haushalt. Es hilft dabei, Kosten zu senken, den Eigenverbrauch zu maximieren und Strom effizient zu verteilen.

Regulatorische Entwicklungen

  • Einführung von dynamischen Tarifen durch Energieanbieter ab 2025: Laut § 41a EnWG sind Energieversorger ab 2025 verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Dies sorgt für einen flächendeckenden Zugang und stärkt die Position der Verbraucher:innen, flexibel und kostensparend Strom zu nutzen.
  • Standardisierung der intelligenten Messsysteme: Mit dem beschleunigten Rollout von Smart Metern und einer maximalen Kostenbegrenzung auf 20 € pro Jahr wird die technische Basis geschaffen, um die Nutzung dynamischer Tarife für alle zugänglich zu machen.

Erleichterungen für Verbraucher

  • Einfachere Tarifvergleichsmöglichkeiten: Geplante Mindeststandards für Vergleichsportale sollen sicherstellen, dass Verbraucher:innen die Vorteile dynamischer Tarife transparent nachvollziehen und geeignete Tarife unkompliziert vergleichen und auswählen können.
  • Erweiterte Infrastruktur: Der Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Einsatz von Verbrauchstrackern als Übergangslösung erleichtern den Einstieg in die Nutzung dynamischer Stromtarife auch vor dem vollständigen Rollout von Smart Metern.

Vergleich: Dynamische Stromtarife und Autostromtarife

Dynamische Stromtarife

Dynamische Tarife bieten flexible Preise, die Verbrauchern mit hohem Strombedarf, wie E-Auto-Besitzern, ermöglichen, durch gezielte Nutzung von Niedrigpreiszeiten Stromkosten zu senken.

Vorteile

  • Anpassungsfähig: Besonders geeignet für Nutzer, die ihre Ladezeiten oder Energieverbräuche flexibel an Niedrigpreiszeiten ausrichten können.
  • Potenzial für signifikante Ersparnisse: Ideal für Haushalte mit intelligenten Energiemanagement-Systemen und hoher Stromnutzung, z. B. durch Elektroautos oder Wärmepumpen.

Herausforderungen

  • Komplexität: Der Erfolg hängt stark von der Fähigkeit ab, den Verbrauch aktiv zu planen und auf Preissignale zu reagieren.
  • Technikabhängigkeit: Ein Smart Meter und eventuell eine steuerbare Wallbox sind notwendige technische Voraussetzungen.

Autostromtarife

Autostromtarife sind speziell für das Laden von Elektrofahrzeugen konzipiert und bieten in der Regel feste Preise. Sie sind sowohl als Kombitarife über den Haushaltsstromzähler als auch mit separatem Zähler verfügbar.

Vorteile

  • Planungssicherheit: Feste Preise bieten Stabilität und erfordern keine kontinuierliche Überwachung oder Planung.
  • Praktische Kombitarife: Für Alltagsfahrer, die weniger als 10.000 Kilometer pro Jahr fahren, können Kombitarife über den Haushaltsstromzähler die einfachste und günstigste Lösung sein. Sie umfassen häufig Ökostrom, Mengenrabatte oder Preisnachlässe für Wallboxen.

Herausforderungen

  • Begrenztes Einsparpotenzial: Kombitarife bieten weniger Einsparmöglichkeiten als dynamische Tarife, da keine Nutzung von Preisschwankungen erfolgt.
  • Zusätzliche Kosten bei separatem Zähler: Für Viel- oder Berufsfahrer, die einen zweiten Stromzähler nutzen, entstehen Installationskosten (ca. 500–900 €) und eine jährliche Grundgebühr (ca. 120 €).

Risiken und Herausforderungen dynamischer Stromtarife

Während dynamische Stromtarife zahlreiche Vorteile bieten, gibt es auch spezifische Herausforderungen.

System-Level Herausforderungen

  • Synchronisierte Verbrauchsspitzen: Wenn viele Nutzer gleichzeitig auf niedrige Strompreise reagieren, können plötzliche Nachfragesprünge (sogenannte "Rampen") entstehen. Diese Spitzen belasten das Stromnetz und erhöhen den Bedarf an Ausgleichsmaßnahmen wie Regelleistung.
  • Prognosefehler bei erneuerbarer Energie: Ungenaue Vorhersagen (Prognosefehler), insbesondere bei Wind- und Solarstrom, können zu Preissignalen führen, die nicht mit der tatsächlichen Energieverfügbarkeit übereinstimmen. Dies könnte Nachfragestörungen in kritischen Zeiträumen verursachen.

Lokale Netzbelastungen

  • Netzengpässe: Die Verlagerung großer Lasten wie Elektroautos oder Wärmepumpen in Niedrigpreiszeiten kann auf der Niederspannungsebene zu lokalen Engpässen führen. Netzbetreiber müssen deshalb möglicherweise in die Optimierung und Erweiterung der Netzinfrastruktur investieren.
  • Spannungsprobleme: Hohe Lasten können Spannungsabfälle verursachen, während Einspeisespitzen aus dezentralen PV-Anlagen zu Spannungsüberhöhungen führen können.

Herausforderungen bei der Einführung

  • Langsamer Technologierollout: Die Verfügbarkeit von intelligenten Stromzählern (Smart Metern), einer Grundvoraussetzung für dynamische Tarife, ist in vielen Regionen noch begrenzt. Dies verlangsamt den Zugang zu diesen Tarifen für Verbraucher.
  • Begrenzte Transparenz im Verteilnetz: Netzbetreiber verfügen oft über unzureichende Echtzeitinformationen zum Zustand ihres Netzes. Dies erschwert die Identifikation potenzieller Engpässe, insbesondere bei einer großflächigen Einführung dynamischer Tarife.
Modernes Solarpanel vor blauem Himmel

Fazit: Für wen lohnen sich dynamische Stromtarife?

Dynamische Stromtarife bieten eine innovative Möglichkeit, Energiekosten zu senken und gleichzeitig die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern. Besonders Haushalte mit Elektroautos oder hohem Stromverbrauch können von den Einsparpotenzialen und einer flexibleren Energieplanung profitieren.

Wenn du bereit bist, deine Lade- oder Verbrauchszeiten anzupassen und in Technologien wie Smart Meter oder steuerbare Wallboxen zu investieren, bieten diese Tarife finanzielle Vorteile und ermöglichen eine aktive Beteiligung an der Energiewende.

Es ist jedoch wichtig zu beachten: Dynamische Tarife eignen sich nicht für jeden. Wenn du Stabilität und planbare Kosten bevorzugst oder einen geringen Stromverbrauch hast, könnten andere Tarifoptionen besser zu deinen Bedürfnissen passen.

Überlege, wie flexibel du deinen Stromverbrauch gestalten kannst und ob dynamische Tarife zu deinem Alltag passen. Mit einem wachsenden Angebot und fortschreitender technologischer Entwicklung werden diese Tarife zunehmend zugänglicher – eine attraktive Wahl für alle, die Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit verbinden möchten.

FAQ zu diesem Thema

Was ist ein dynamischer Stromtarif und warum ist er interessant für mich?
Ein dynamischer Stromtarif passt den Strompreis in Echtzeit an die Börsenpreise an, was bedeutet, dass du Strom dann nutzen kannst, wenn er am günstigsten ist – etwa nachts oder bei hoher Einspeisung von erneuerbaren Energien.
Wie helfen Smart Meter bei der Nutzung dynamischer Tarife?
Ein Smart Meter erfasst deinen Stromverbrauch alle 15 Minuten und überträgt die Daten automatisch an deinen Anbieter. Dadurch wird eine stundengenaue Abrechnung möglich, die dir zeigt, wie sich dein Verbrauch und die Preise entwickeln.
Wie erfahre ich, wann die Strompreise niedrig sind?
Dynamische Tarife bieten dir über Apps oder Online-Portale genaue Informationen zu den Börsenstrompreisen. Diese werden im Voraus bekannt gegeben, oft für den gesamten nächsten Tag, sodass du deine Nutzung einfach planen kannst.
Was passiert, wenn die Börsenpreise plötzlich steigen?
Während dynamische Tarife günstige Preise bieten können, gibt es auch Momente hoher Nachfrage, in denen die Preise stark ansteigen. Manche Anbieter schützen dich mit Preisdeckelungen vor extremen Schwankungen.
Werden dynamische Tarife zur Norm?
Ja, ab 2025 müssen alle Stromanbieter in Deutschland dynamische Tarife anbieten. Diese Entwicklung wird durch den Ausbau von Smart Metern und der Digitalisierung der Energiewirtschaft unterstützt.
Beitrag teilen
28
.
11
.
2024
9
min Lesezeit
Nachhaltigkeit

Du möchtest dein E-Auto verkaufen?

Lass dir jetzt kostenlos, sicher und unverbindlich Angebote einholen!
E-Auto verkaufen