Tesla Autopilot – Ein Überblick
Tesla ist nicht nur im Bereich der Elektromobilität nicht mehr vom Markt wegzudenken, sondern auch in der Entwicklung des autonomen Fahrens. In diesem Artikel kannst du nachlesen, wie Autopilot bei Tesla funktioniert, welche Funktionen verfügbar sind und wie sicher Tesla mit eingeschaltetem Autopilot ist.
Die automatisierten Softwares Basic Autopilot, Enhanced Autopilot und das Full Self-Driving (FSD) für Elektroautos von Tesla, die unter dem Begriff Autopilot zusammengefasst werden, sind unter den weltweit am weitesten verbreiteten fortschrittlichen Fahrassistenzsystemen und bieten verschiedene Funktionen, die das Fahren teilweise automatisieren.
So funktioniert der Tesla Autopilot
Level des autonomen Fahrens
Morgens auf dem Weg zur Arbeit ans Steuer setzen und kurz nochmal schlafen, während sich das Auto selbstständig durch den Verkehr manövriert - was noch absurd klingen mag, ist das Ziel des autonomen Fahrens. Diese Entwicklung findet prozesshaft statt und teilt sich in mehrere Entwicklungsstufen auf. Die SAE-Skala (Society of Automotive Engineers) teilt diese Stufen ein und einen genauen Überblick dazu findest du hier.
Während man bei Level 1 bis 3 von Fahrassistenzsystemen spricht, die also Fahrer:innen unterstützen, fährt das Fahrzeug im Level 4 bereits selbstständig. Wer auf dem Fahrersitz ist, muss dann nicht mehr zu jeder Zeit das Steuer übernehmen können. Derzeit ist der höchste Stand der Technik weltweit auf Level 4 von 5.
Um dem Ziel des vollautonomen Fahrens näherzukommen, wird geforscht, optimiert und entwickelt. Das betrifft auch Tesla, denn bisher sind dessen Fahrassistenzfunktionen erst im hohen zweiten Level der SAE-Skala.
Technologische Grundlagen
Grundsätzlich basieren Fahrassistenzsysteme auf einer Kombination von verschiedenen Hardware-Gadgets. Bei den meisten Herstellern gehören zu der technischen Ausstattung dabei Kameras, Ultraschallsensoren, LiDAR- und Radartechnologie. Diese Technologien haben verschiedene Stärken und Schwächen, weshalb sie sich in Kombination gut ergänzen. Klar: Kameralinsen können beispielsweise durch Schmutz verdeckt und unbrauchbar werden. Alle Sensoren erfassen die Umgebung des Fahrzeugs, wobei die gesammelten Informationen anschließend von leistungsstarker, intelligenter Software verarbeitet werden. In Echtzeit kann das KI-basierte System die Daten auswerten und erkennt so beispielsweise Fahrspurmarkierungen, andere Fahrzeuge, Verkehrsschilder oder Hindernisse.
Tesla geht hinsichtlich der Hardware-Ausstattung für Autopilot einen eigenen Weg und hat im Laufe der Zeit verschiedene Kombinationen in unterschiedlichen Modellen verbaut. Angefangen hat der US-amerikanische Hersteller 2014 bis 2016 mit nur einer Kamera, die von Radar- und Sonarsensoren unterstützt wurde, und entwickelte sich weiter bis zu acht Kameras seit 2016, die alle verschiedenen Winkel wahrnehmen.
LiDAR-Sensoren waren wiederum in keinem Tesla-Modell verbaut und der Tesla-CEO Musk hat sich öffentlich gegen die Nutzung der Technologie positioniert. Zugleich war Tesla im ersten Quartal 2024 einer der größten Abnehmer von LiDAR-Sensoren bei dem Unternehmen Luminar, über deren Nutzung viel spekuliert wurde. Auch Radarsensoren wurden seit 2021 und Ultraschalltechnologie seit 2022 aus den Tesla-Modellen entfernt.
Abgelöst wurden diese Sensoren von dem kamerabasierten System Tesla Vision. Damit hat sich das Unternehmen von der Mainstream-Entwicklung im autonomen Fahren abgewandt, die auf ein Zusammenspiel verschiedener Sensorik setzt. Grund dafür dürfte auch der Preisunterschied sein, denn die volle Ausstattung inklusive LiDAR, Ultraschall und Radar macht im Preis mehrere Tausend Euro aus.
Autopilot-Funktionen bei Tesla
Obwohl die Fahrassistenzprogramme des Herstellers fortgeschritten sind, entsprechen ihre Funktionen lediglich dem hohen SAE-Level 2 und haben daher noch einiges vor sich bis zum autonomen Fahren. Mit den verschiedenen Systemen können die Modelle von Tesla Fahrer:innen in vielen Bereichen unterstützen und das Fahren bequemer gestalten. Welche Funktionen letztendlich freigeschaltet sind, hängt aber davon ab, in welchem Land sich das Fahrzeug bewegt.
Grundsätzlich bietet Tesla die folgenden automatisierten Funktionen an (Stand: März 2024):
- Verkehrsadaptiver Tempomat: Geschwindigkeit wird in Abhängigkeit vom Verkehr angepasst
- Spurhalteassistent: Hält das Fahrzeug innerhalb der Fahrspur
- Spurwechselassistent: Automatischer Spurwechsel nach Freigabe der Fahrer:innen
- Navigation mit Autopilot: Umfasst die Fahrt von Auf- bis Abfahrt der Autobahn, inklusive Spurwechselvorschlägen, Navigation durch Autobahnkreuze und Abfahren der Autobahn
- Autoparken: Automatisches Ein- und Ausparken
- Einfaches Herbeirufen: Das Fahrzeug fährt auf Knopfdruck ohne Person am Steuer vor oder zurück
- Erweitertes Smart-Herbeirufen: Fahrzeug kommt ohne Person am Steuer auf Knopfdruck allein zu Nutzer:innen gefahren
- Ampel- und Stoppassistent (Beta): Ampeln und Stoppschilder werden erkannt, woraufhin das Fahrzeug selbst abbremst und anhält
- Lenkassistent im Stadtverkehr (geplant)
- Aktive Sicherheitsfunktionen (Standardmäßig für alle Tesla-Fahrzeuge nach 2014): Notbremsautomatik, Frontaufprall-Warnung, Seitenkollisionswarnung, Rangierassistent, Totwinkelwarnung, Spurhaltekorrektur, Notfall-Spurhalteassistent
Welche Funktionen gehören zu welchem System?
Unter dem Begriff Autopilot werden bei Tesla verschiedene Softwareoptionen gebündelt, die als Fahrassistenzsysteme verfügbar sind. Dazu gehört neben dem Basic Autopilot auch der Enhanced Autopilot und Full Self-Driving (FSD).
Welche Funktionen genau verfügbar sind, hängt vom Fahrassistenzsystem sowie dem Tesla-Modell ab. Tesla-Fahrzeuge, die vor 2014 gebaut wurden, haben keine ausreichende Hardware für die automatisierte Software und verfügen daher lediglich über einen Tempomaten. Bei neueren Modellen sind sogenannte Over-the-Air-Updates (OTA) online möglich, bei denen die Software im Tesla-Fahrzeug aktualisiert wird.
Die automatisierten Systeme von Tesla wurden wie folgt entwickelt (Stand: März 2025):
- Basic Autopilot 1 (2014 – 2016): Nach 2014 wurde die erste Version des Autopiloten eingeführt, die über einen verkehrsadaptiven Tempomaten, Lenkassistenten, einfaches Herbeirufen, Autoparken und eingeschränkt über den automatischen Spurwechsel verfügt.
- Enhanced Autopilot & FSD (2016 – 2019): Der Enhanced Autopilot war bis 2019 verfügbar und verfügte über alle Funktionen, außer den Ampel- und Stoppassistenten. Diese können mit dem FSD zur Software hinzugefügt werden.
- Basic Autopilot, Enhanced Autopilot & FSD (seit 2019): Der aktuelle Basic Autopilot seit 2019 verfügt lediglich über den verkehrsadaptiven Tempomaten und den Lenkassistenten. Mit dem Enhanced Autopilot für zusätzliche 3.800 Euro können Neuwagen um Spurwechselassistent, Navigation auf Autopilot, Autoparken sowie einfaches und Smart-Herbeirufen erweitert werden. Das FSD umfasst für einen Aufpreis von 7.500 Euro alle Funktionen.
Sicherheit des Tesla Autopilot
Da es sich bei Autopilot und FSD von Tesla um Fahrassistenzsysteme im hohen SAE-Level 2 handelt, bleibt die menschliche Aufmerksamkeit unerlässlich. Auch Tesla weist auf der Website ausdrücklich darauf hin, dass das System nicht autonom ist und Fahrer:innen zu jedem Zeitpunkt eingreifen können müssen, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass es in der Vergangenheit immer wieder Unfälle gab, bei denen sich Nutzer:innen zu sehr auf das System verlassen haben.
Was Tesla sagt:
Studien sowie Daten von Tesla deuten darauf hin, dass der Autopilot das Unfallrisiko reduziert. Nach eigenen Angaben seien die Sicherheitszahlen bei eingeschaltetem Autopilot deutlich höher als bei nicht eingeschaltetem. Im vierten Quartal 2022 habe Tesla einen Unfall auf 7,8 Millionen gefahrene Kilometer verzeichnet, wenn der Autopilot eingeschaltet war. Im Vergleich dazu gab es bei Tesla-Fahrzeugen ohne eingeschaltetem Autopilot einen Unfall auf 2,35 Millionen gefahrenen Kilometern. Zudem zeigten die Daten von US-amerikanischen Verkehrsbehörden aus dem Jahr 2021, dass es in den USA grundsätzlich durchschnittlich etwa alle 1,05 Millionen Kilometer zu einem Autounfall kam, so Tesla.
Die Unfallstatistiken, die Tesla seit Oktober 2018 freiwillig veröffentlicht, zeigen außerdem einen klaren Trend: Die Unfallraten haben über die Jahre immer weiter abgenommen.
Was über Tesla gesagt wird:
Mit seinem Autopilot hat Tesla in den vergangenen Jahren nicht nur gute Schlagzeilen gemacht. Die öffentliche Kritik betraf dabei unter anderem das Marketing von Tesla, was als irreführend bezeichnet wurde. Es sei der Eindruck vermittelt worden, dass es sich bei dem Fahrassistenzsystem um ein autonomes System gehandelt hat, was zu Nachlässigkeit von Fahrer:innen geführt habe.
Ein weiterer großer Kritikpunkt an Tesla war der Umgang des Unternehmens mit den OTA-Updates. Damit seien, so der Vorwurf, die Änderungen an der FSD Beta-Software verfrüht in den Autos aktualisiert und im Realbetrieb getestet worden, was zu Unfällen geführt habe.
Die hohen Zahlen der Tesla-Unfälle im automatisierten Modus waren immer wieder im Fokus der Berichterstattungen. Dass die absoluten Zahlen deutlich höher sind, als bei anderen Herstellern mit Fahrassistenzsystemen, liegt jedoch auch daran, dass die absoluten Zahlen von Tesla-Fahrzeugen auf den Straßen bedeutend größer sind. Das Model Y ist schließlich als absoluter Bestseller der US-Marke weltweit en masse unterwegs.
Zukunftsausblick: Wohin steuert der Tesla Autopilot?
Zu den Visionen des Unternehmens Tesla gehört die volle Automatisierung des Verkehrs. Obwohl der Autopilot das Fahren nach SAE-Level 4 oder 5 noch nicht erreicht hat, hat Tesla-CEO Musk über die Jahre hinweg immer wieder große Visionen verlautbart.
Grundsätzlich plant Tesla, eine völlig autonom fahrende Flotte aus Tesla-Robotaxis aufzubauen, wobei neben den aktuellen Modellen auch das Cyber Cab verwendet werden soll, was aktuell entwickelt wird. Wie lange sich diese Entwicklung letztendlich noch zieht, ist unklar. Klar aber ist: Tesla ist und bleibt nicht wegzudenken, ob aus der Elektromobilität, dem autonomen Fahren oder den Schlagzeilen.
Quellen:
SAE International - SAE Levels of Driving Automation Refined for Clarity and International Audience
Tesla – Autopilot-Funktionalität und Volles Potenzial für autonomes Fahren / Tesla Vision Update: Replacing Ultrasonic Sensors with Tesla Vision / Full Self-Driving (Supervised) / Vehicle Safety Report / The Bigger Picture on Autopilot Safety
Engineering.com - Why Teslas Have Only Camera-Based Vision
Current Automotive - The Ultimate Guide to Tesla Autopilot
Reuters - Luminar says Tesla is biggest customer for its lidar sensors / Tesla must face California's false-marketing claims concerning Autopilot
CNBC - Tesla faces NHTSA investigation of ‘Full Self-Driving’ after fatal collision / Tesla recalls 362,758 vehicles, says Full Self-Driving Beta software may cause crashes